Fang des Tages by Kristan Higgins

Fang des Tages by Kristan Higgins

Autor:Kristan Higgins [Higgins, Kristan]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


16. KAPITEL

Wenigstens bin ich diesmal nicht allein aufgewacht, überlege ich am nächsten Tag, als ich Zwiebeln für die Kartoffelsuppe schneide. Malone war zwar schon fertig angezogen, und es war immer noch dunkel draußen, aber er hat mich zum Abschied geküsst und die zärtlichen Worte „Muss los“ gesprochen.

Aber er hat mich geküsst, er hat mich geweckt … Das ist immerhin ein Fortschritt, denke ich. Letzte Nacht haben wir zum dritten Mal zusammen geschlafen. Das muss doch jetzt eine Beziehung sein, oder? Trotzdem stört es mich, dass ich immer noch nicht viel über ihn weiß. Was wir eigentlich tun müssten, ist zusammen aus und nicht ins Bett gehen. Theoretisch hat dieser Gedanke seinen Reiz, bis ich mich an den Abend im Restaurant erinnere, an dem wir uns nur angestarrt haben. Vielleicht sollte ich tatsächlich diese Liste schreiben und ihm einfach geben. Bitte beantworte die folgenden Fragen: Wie lautet dein Vorname? Hast du irgendwelche Hobbys? Wirst du mich deiner Tochter vorstellen? Bin ich deine feste Freundin?

Heute scheint die Sonne, aber die Luft ist noch recht kühl und frisch, und das Geschäft läuft ruhig. Ein paar Leute kommen, um Essen mitzunehmen, aber das ist auch schon alles. Octavio hat heute frei. Da so wenig los ist und sie ohnehin nur in ihrem Roman liest, gebe ich Judy auch frei und bewirte die wenigen Mittagsgäste, die noch kommen, allein.

Nachdem ich den Laden abgeschlossen habe, bringe ich Colonel nach Hause und fahre an der Suppenküche vorbei, um einen großen Bottich Suppe und ein paar Dutzend Biscotti vorbeizubringen. Danach schreibe ich ungefähr zwei Stunden lang Briefe an Reiseführer-Autoren und Restaurant-Kritiker in der Hoffnung, sie auf Joe’s Diner neugierig zu machen. Aber vermutlich hat meine Mutter recht. Selbst wenn Joe’s Diner den Wettbewerb um das beste Frühstückslokal der Gegend oder meinetwegen des ganzen Bundesstaats gewinnt, würde das nicht viel ändern. Gideon’s Cove liegt einfach zu weit von allem entfernt, um berühmt zu werden.

Ich mache einen Spaziergang zum Hafen. Das Boot meines Bruders liegt vor Anker, aber Malones Schiff, die Ugly Anne, ist draußen. Ich frage mich, wie er auf den Namen kam, wer diese „Anne“ wohl ist. Noch eine Frage für die Liste. Leicht enttäuscht gehe ich nach Hause.

Nachdem ich den ganzen Tag gekocht habe, habe ich wenig Lust, mir selbst Abendessen zu machen. Aus einer spontanen Laune heraus steige ich in mein dreckverschmiertes Auto und fahre zwanzig Minuten in die nächste Stadt, wo es eine Waschanlage gibt. Ich liebe Waschanlagen – dieses Gefühl, sich dem Förderband auszuliefern, diese Leichtigkeit, mit der der Wagen plötzlich sauber ist … Während ich gerade Vierteldollarstücke in den Staubsaugerautomaten schiebe, hält neben mir ein weiteres Auto.

„Maggie, wie geht es Ihnen?“, ruft Pfarrer Tim beim Aussteigen. „Zwei Seelen, ein Gedanke!“

„Hallo, Pfarrer Tim! Wie geht es Ihnen?“ Ich habe ihn seit ein paar Tagen nicht mehr gesprochen, und die bloße Tatsache gibt mir zu denken. Er war seit … tja, schon eine ganze Weile nicht mehr im Diner, und es ist mir gar nicht richtig aufgefallen.

„Wir haben Sie gestern bei der Bibelstunde vermisst“, tadelt er scherzhaft und sucht in seinen Taschen nach passenden Münzen.



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